Raum für eigenverantwortliches Denken und Handeln

(ugs. Trainingsraum)

Das Konzept der Adolf-Reichwein-Realschule

Seit November 2013 gibt es an unserer Schule das Trainingsraumprogramm oder Programm des eigenverantwortlichen Denkens. Das Programm wurde von Edward Ford (USA) erstmals formuliert und existiert in verschiedenen Modifizierungen an vielen deutschen Schulen.

Theoretische Grundlage des Programms ist die Wahrnehmungskontrolltheorie von William T. Powers. Eine zentrale Aussage dieser Theorie ist, dass unser Verhalten nicht von außen steuerbar ist, sondern nur von innen, durch die betroffene Person selbst. Das Verhalten der Person ist immer zielgesteuert, wunschorientiert. Sie kontrolliert auch ihre Wahrnehmungen bezogen auf die Wunscherfüllung. Verhalten ist damit allein auf diese persönliche Wunscherfüllung ausgerichtet und läuft meistens zufällig und spontan ab.

Was bedeutet das für Schüler- und Lehrerverhalten im Klassenzimmer?

Jeder Schüler und jeder Lehrer hat das Recht

  • auf störungsfreien Unterricht
  • auf würdevolle Behandlung
  • auf unversehrte Umgebung und unbeschädigtes Material

Von diesem „Grundgesetz” leiten sich einige Klassenregeln ab, die in jedem Klassenraum ausgehängt sind.

Der Frageprozess im Klassenraum

Stört ein Schüler den Unterricht massiv, kann der Lehrer / die Lehrerin mit einem den Schülern bekannten Frageritual den Denkprozess einleiten:

1.Störung

  • Was tust du?
  • Gegen welche Regel hast du verstoßen?
  • Willst du dein Verhalten ändern oder in den Trainingsraum gehen?

2. Störung

  • Du hast dich also entschieden, in den Trainingsraum zu gehen.

Ein Trainingsformular wird von der Lehrkraft ausgefüllt und der Schüler geht in den Trainingsraum.

Zur Organisation im Schulalltag

Die Besetzung des Trainingsraums ist im Stundenplan verankert. Bei großem Vertretungsbedarf kann der Trainingsraum-Lehrer auch zur Vertretung herangezogen werden.

Sofern der Trainingsraum zu dem Zeitpunkt der Störungen nicht besetzt ist, setzt sich der Schüler vor das Schulleiterzimmer und besucht den Trainingsraum zum nächstmöglichen Zeitpunkt.

Das Trainingsraumgespräch und der Rückkehrplan

Im Trainingsraum führt der Schüler ein Gespräch mit einer dort anwesenden Lehrkraft. Ziel des Gespräches ist es, dass der Schüler sein Verhalten reflektiert. Er benennt den primären oder sekundären „Gewinn” einer Störung und vergleicht ihn mit den (nachteiligen) Folgen für sich, die Mitschüler und die Lehrkraft. Er kommt zu einer Neubewertung der Situation und sieht den Nutzen einer Verhaltensänderung ein. Der Schüler formuliert konkrete Handlungsziele und -wege für sein Verhalten im Unterricht. Zu Beginn der darauffolgenden Fachstunde zeigt der Schüler den Rückkehrplan der Lehrkraft vor, die von ihm gestört wurde. Der Trainingsraum-Lehrer unterstützt den Dreischritt „Verhalten wahrnehmen, Verhalten reflektieren, Verhalten ändern“ durch eine kooperative und strukturierte Gesprächsführung (aktives Zuhören, Paraphrasieren, offene Fragen, lösungsorientiert).

Wichtig ist hierbei, dass der Schüler im Rückkehrplan zeigt, eine Verhaltensänderung vornehmen zu wollen. Stichpunkte oder allgemeine Phrasen sind unzureichend. („Ich will nicht mehr reden.“)

Listen und Formulare

Der Schüler, der sich entschieden hat, in den Trainingsraum zu gehen, nimmt ein Mitteilungsblatt für den Trainingsraumlehrer mit. Die unterrichtende Lehrkraft notiert die Art der ersten und zweiten Störung, „Sonstiges” und die Uhrzeit, wann der Schüler den Unterricht verlässt. Zusätzlich wird der Besuch des Trainingsraums im Klassenbuch vermerkt.

Der individuelle Rückkehrplan wird vom Schüler und vom Trainingsraumlehrer unterschrieben und anschließend zweimal kopiert. Eine Kopie verbleibt bei der Trainingsraumakte, die andere behält der Schüler, um den Plan der Lehrkraft zu zeigen, in deren Unterricht er gestört hat. Dies geschieht zu Beginn der nächsten Fachstunde. Erst wenn dieser Lehrer den Plan akzeptiert, kann der Schüler wieder am Fachunterricht teilnehmen, andernfalls muss er erneut in den Trainingsraum.

Für jeden Jahrgang gibt es im Trainingsraum einen Aktenordner in einem Rollkontainer mit aktuellen Klassenlisten. Dort wird hinter dem Namen das Datum des Trainingsraumbesuchs eingetragen, um schnell einen Überblick zu haben, wer zum dritten oder vierten Mal innerhalb von sechs Monaten den Trainingsraum besucht.

Zudem gibt es ein Tagesprotokoll und einen Hefter mit Klassenlisten, in denen ebenfalls der Trainingsraumbesuch vermerkt wird.

Alle Unterlagen (Mitteilung über die Störung, der Rückkehrplan) werden chronologisch hinter der Namensliste abgeheftet.

Weiterhin erhält der Klassenlehrer vom Trainingsraumlehrer einen Infozettel, auf dem Name, Datum und Anzahl der Trainingsraumbesuche vermerkt werden.

Sofern ein Schüler den Trainingsraum zum dritten Mal besucht, gibt der Trainingsraumlehrer diese Info zusätzlich an die Schulleitung weiter. Diese schickt ein Schreiben mit dieser Information an die Eltern des Schülers. Eine Kopie dieses Schreibens geht an den Klassenlehrer, damit dieser informiert ist und diese Kopie in die Schülerakte heften kann.

Beim vierten Trainingsraumbesuch müssen Klassenlehrer und Schulleitung informiert werden, damit sdirekt nach Hause geschickt.

letzte Änderung 04/2020